Samenspende Dänemark: Nordische Samenspender werden
bevorzugt
Ein Gespräch mit dem Gründer der weltgrößten Samenbank Cryos
Als ich Ole Schou, den Gründer von Cryos, der größten Samenbank der Welt und Experten in allen Sachen Samenspende Dänemark am Rande des ESHRE-Kongresses traf, sagte er mir: Ich liebe diese Konferenz. Einmal im Jahr kommen alle Experten der Branche zusammen. Es fühlt sich ein bisschen wie Weihnachten an.
Darja Wagner aka Paleo Mama: Als Jugendliche war mein Hobby Evolutionsbiologie, und ich fragte mich oft, ob es nicht sinnvoll wäre, wenn Samenbanken den Frauen ermöglichen, die Auswahl ihres Spenders etwa zu der Zeit des Eisprungs während ihres natürlichen Zyklus zu treffen? Wenn man Frauen die Merkmale des Spenders kurz vor dem Eisprung aussuchen lässt, würde dies besser die sexuelle Selektion nachahmen, was ja der wichtigste Teil der natürlichen Auslese ist. Dies könnte zu robusteren Embryonen führen, zu gesünderen und anpassungsfähigeren Kindern.
Ole Schou: Ich habe viel darüber nachgedacht. Aber natürliche Prozesse wiederherzustellen ist ein langer Weg. Heute nähern wir uns einem Punkt, an dem wir die Einführung von Mechanismen planen, die den natürlichen Prozess der Frauen bei der Auswahl des Partners besser nachahmen soll. Cryos Geschichte bis jetzt verlief so: 1987 habe ich in Dänemark Cryos gegründet und folgte damit meinem Traum, den ich vom Einfrieren von Spermien hatte. Ich träumte von Samen auf Eis noch lange bevor ich wusste, was Spermen überhaupt sind…Erst nach diesem Traum, der mich verfolgt hat, bin ich in die Bibliothek gegangen um dort zu lernen, was Spermien überhaupt sind.
Dreißig Jahre später ist Cryos die größte Samenbank der Welt und gegenwärtig expandieren wir in den Bereich der Eizellspende. Es sind noch viele ethische und legale Fragen zu klären, was das Spenden von biologischem Material betrifft und es gibt zur Zeit noch keine klaren Antworten darauf.
Deshalb beschäftigen wir viele Rechtsanwälte, die uns dabei helfen, durch diese rauen Gewässer zu navigieren.
Mich persönlich stört, dass viele Menschen weltweit gar keinen Zugang zu Behandlungen haben und es gibt eine große Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage. Nur zwei Länder haben einen Netexport von Samenzellen: die USA und Dänemark. In Dänemark wird über 90% unserer Produktion exportiert. Interessanterweise werden in Dänemark 60% der Kinderwunschbehandlungen bei Frauen und Paaren aus dem Ausland durchgeführt. Meist kommen die Klienten zu uns, um mit einer Samenspende behandelt zu werden.
Samenspende Dänemark – für Paare und Single Frauen mit Kinderwunsch
Paleo Mama: Wer sind typischerweise Ihre Klienten?
Ole Schou: Wir haben drei Arten von Klienten: Singles, heterosexuelle Paare und lesbische Frauen. Single Frauen bilden heutzutage die größte Gruppe – seit den letzten Jahren gibt es eine Lawine von alleinstehenden Frauen: Ärztinnen, Rechtsanwältinnen, Architektinnen, die sehr gut ausgebildet sind und viel zu geben haben. Zumeist sind sie über 30, manche Anfang 40. Es sind Frauen, die sich zuerst auf ihre Karriere konzentriert und erst später entschieden haben, mit Hilfe einer Samenspende ein Kind zu bekommen, bevor es zu spät ist. Daher schieben sie zunächst eine Partnerschaft und Heirat hinaus.
Dann gibt es noch die heterosexuellen Paare. Deren Bedürfnisse sind anders. Sie bevorzugen oft eine anonyme Samenspende, um die Unfruchtbarkeit des Mannes zu kaschieren. Natürlich gibt es große individuelle Unterschiede, doch nach unserer Erfahrung bevorzugen heterosexuelle Paare, so wenig wie möglich über den Spender zu erfahren, so dass der Mann leichter in seine Rolle als Vater hineinschlupfen kann. Und lesbische Frauen suchen oft nach Merkmalen, die ihnen oder ihren (weiblichen) Partnern ähneln.
In den letzten Jahren gibt es ein wachsendes Bewusstsein, was die Bedürfnisse von Kindern betrifft und wir verstehen immer mehr, dass es wahrscheinlich besser ist, dem Kind zu sagen, wie es gezeugt wurde, unabhängig davon, ob die Samenspende anonym oder offen war.
Noch interessant: Im Gespräch mit Mitarbeiterinnen aus zwei Berliner Samenbanken
Ablauf einer Samenspende für alleinstehende Frauen – Dr. Hannen erklärt Schritt für Schritt
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Samenspende Dänemark – Rechtslage, Erfahrung und die Geschichte
Paleo Mama: In Deutschland gibt es seit Juli 2018 ein neues Register und damit klare Richtlinien, dass die Samenspenden nicht anonym zu erfolgen haben, d.h. die Spender sind bekannt.
Ole Schou: Ja, ich bin mir all der Details dieser Gesetzgebung bewusst. Ich finde, dass das neue Register viele Stärken aufweist und das finde ich begrüßenswert. Ich befürchte nur dass, indem man auf anonyme Samenspende in der Zukunft verzichtet, gewisse Bedürfnisse in die Grauzone ausgegliedert werden könnten. Man kann das in gewisser Weise mit dem Zugang zum Schwangerschaftsabbruch vergleichen: bestimmte Methoden sollten jeder Frau zugänglich sein. Wenn man die anonyme Samenspende unterbindet, wird es möglicherweise eine Grauzone für anonyme Praktiken geben, seien es Inseminationen zu Hause, dubiose private Spender-Portale usw.
Welche Neuigkeiten und Veränderungen haben durch die Einführung des Samenspenderregisters stattgefunden? Lesen Sie auch hier: Ohne Partner ein Kind bekommen? Zu Besuch in der Berliner Samenbank
Paleo Mama: Viele Ärzte glauben, dass es für ein Kind wichtig ist zu wissen, wer es ist, d.h. dass es seine genetische Identität nachverfolgen kann. Ich glaube das auch. Wie erklären Sie das Bedürfnis nach einer anonymen Spermienbehandlung?
Ole Schou: Ich verfolge dieses komplexe Thema seit langer Zeit und halte oft Vorträge darüber. Bei uns in Dänemark wurde 1953 diese Kernfrage im Parlament behandelt. Seitdem wurde in 11 Ländern die anonyme Samenspende aufgegeben – und jetzt herrscht dort Mangel und eine gewisse Anzahl von Behandlungen finden im Geheimen statt. Manche Frauen haben ihre Gründe, sich für einen anonymen Samenspender zu entscheiden, und ob sie einen auf reguläre Weise finden – bei einer Samenbank oder in einer Klinik, oder dies privat auf verschiedenste Art klären, wobei sie dabei alle Arten von legalen und sozialen Problemen riskieren, einschließlich sexuell übertragbarer Krankheiten, – steht auf einem anderen Blatt. Deshalb empfehle ich, dass beide Möglichkeiten – anonyme und offene Samenspenden – in einer Gesellschaft zugänglich sein sollten.
Samenspende historisch betrachtet – die sozialen Beziehungen der Standard, nicht die biologischen
Paleo Mama: Sie glauben also nicht, dass die Menschen notwendigerweise das Recht haben, ihre genetische Identität zurück zu verfolgen?
Ole Schou: Ich glaube nicht, dass Menschen unbedingt dieses Recht haben. Ich möchte gern folgendes Beispiel geben: Bereits 449 vor Christus gab es die Regel, dass derjenige der Vater des Kindes ist, der mit der Mutter zum Zeitpunkt der Geburt zusammen ist. Das bedeutet, vor 2500 Jahren waren – was die Vaterschaft betrifft – die sozialen Beziehungen der Standard, nicht die biologischen. In Dänemark sind, ähnlich wie in anderen Länden, fünf bis acht Prozent der Kinder nicht genetisch mit dem Mann verwandt, den sie als ihren Vater betrachten.
Paleo Mama: Ja, das weiß ich. Es scheint tatsächlich so, dass diese Ebene der genetischen Variabilität während der menschlichen Evolution essentiell für die Existenz und den Erhalt des Homo sapiens gewesen ist.
Ole Schou: Genau. Wenn man die UNO-Kinderrechtskonvention von 1989 liest (die ungefähr 750 Seiten umfasst), erfährt man, dass jedes Kind z.B. ein Recht auf Nationalität hat und die Kenntnis, wer seine Eltern sind. Doch viele Teile der Konvention wurden oder werden falsch dargestellt und sollten auf einen zeitgemäßen Stand gebracht und entsprechend geändert bzw. ergänzt werden. Die Menschheit befindet sich jetzt in einer Situation, Fruchtbarkeitsbehandlungen durchführen zu können, die damals 1989 noch gar nicht existierten.
Dazu müssen wir ein besseres Verständnis erlangen, was die Definition von Eltern ist und wir sollten die Unterschiede zwischen sozialen und biologischen Eltern ausarbeiten. Wir haben in Dänemark 37 Arten von registrierten Familienformen. Die Frage ist also, was ist im besten Interesse des Kindes? Aber auch, was ist im besten Interesse der Eltern? Denn in der Praxis gibt es oft Interessenkonflikte.
Ich möchte auf Ihre Frage über die natürliche Auslese zurückkommen. Unser Ziel besteht darin, zukünftig den Vorgang, einen Samenspender auszuwählen, so natürlich wie möglich zu gestalten.
Ich möchte wieder ein Beispiel dafür geben. In der Vergangenheit behandelten die Ärzte Samenspenden wie eine Blut- oder Organspende. Heutzutage ist diese Ansicht veraltet. Denn – im Gegensatz zu den Blutzellen, die im Körper innerhalb weniger Monate abgebaut werden oder Organen, die ihre Funktion mit dem Tod des Individuums beenden, werden die Samen- und Eizellen an die nächsten Generationen weiter vererbt.
Die weibliche Partnerwahl ist eine starke natürliche Kraft, die man in Einbetracht ziehen sollte. Die sexuelle Selektion ist im Wesen des Menschen integriert. Meine Hoffnung ist, dass in der Zukunft Cryos eine Stufe erreicht, bei der die Auswahl von Samenspendern besser die natürlichen Bedingungen imitiert und unsere Dienste so angepasst werden, dass die weibliche Selektion besser ermöglicht wird. Ich träume davon, dass wirkliche Leben zu kopieren, d.h. den Frauen so viel wie möglich Informationen über ihren Samenspender zu geben. Gegenwärtig überreichen wir die Handschrift von unseren Spendern sowie Fotos aus ihrer Kindheit und als Erwachsene. Doch meine persönliche Vision führt mich in die Richtung, Flakons zu benutzen, die persönliche Gerüche aufbewahren, sowie Computer und andere technische Möglichkeiten einzusetzen, die den Prozess irgendwie mehr einem virtuellen Online Dating ähneln lässt. Warum nicht in der virtuellen Realität ein Candlelight Dinner oder sogar Sex mit dem Samenspender haben?
Paleo Mama: Danke für dieses interessante Gespräch!
Die Samenbank Cryos hat auch einen lesenswerten Blog, das ist eine der Geschichten: Freiwillig alleinerziehend: Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind zu erziehen – oder in meinem Fall: eines zu machen! Hier weiterlesen…
Ladies, hier können Sie sich kostenlos anmelden und die Profile der Spender anschauen: https://dk-de.cryosinternational.com/
Samenspende Dänemark: Proben in Dänemark bestellen und die künstliche Befruchtung in Deutschland machen lassen?
In keinem anderen europäischen Land kommen so viele Kinder von alleinerziehenden Müttern auf die Welt wie in Dänemark. Zurzeit sind es 8-10% (Stand 2019); in Holland gibt es bereits Hebammen, die speziell für diese Gruppe von Frauen ausgebildet werden. Trotzdem brauchen Sie wegen Insemination nicht nach Dänemark oder Holland zu fahren und können sich genauso gut in Berlin (oder auch in anderen Städten) behandeln lassen – sogar mit Spendersamen aus Dänemark wenn Sie sich das wünschen.
Deutschlandweit gibt es viele singlefreundlichen Kinderwunschzentren: in Berlin, München, Würzburg, Erlangen usw. Weiter unten liste ich schon mal die drei bekannten und solomama-freundlichen Kinderwunschzentren auf. Gleichzeitig möchte ich Ihnen einen wunderbaren und sehr informativen Blog für Solomamas ans Herz legen: Solomamapluseins.de Lesen Sie die Seite bitte durch – es ist eine wunderbare und gut recherchierte Quelle von allen möglichen Infos und Tipps für alleinstehende Frauen, die über eine Insemination mit Spendersamen nachdenken.
Und hier noch die Adressen von den drei solomamafreundlichen Kinderwunshkliniken in Berlin (alphabetisch sortiert). Es gibt noch weitere singlefreundlichen Praxen, recherchieren Sie bitte selbst nach.
1. Kinderwunschpraxis Ceres – Gemeinschaftspraxis Dr. Hannen und Dr. Stoll
Landgrafenstrasse 14, 10787 Berlin
Tel. (030) 26 39 83 0
Web: https://www.kinderwunschzentrum.de/de/
2. Kinderwunschzentrum an der Gedächtniskirche
Rankestraße 34, 10789 Berlin
Tel. (030) 219 092 0
Web: https://www.kinder-wunsch.org/
3. Praxis für Fertilität – Kinderwunsch- und Endometriosezentrum Berlin
Friedrichstr. 150, 10117 Berlin
Tel: (030) 2630 2310 0
Web: https://www.fertilitaet.de/