Warum viele sich für Eizellspende nach Spanien entscheiden
Als ich vor wenigen Wochen bei einem Kongress für Kinderwunschmedizin durch die Ausstellungshalle wanderte, hörte ich plötzlich ein paar Menschen auf Englisch reden, die lachten.
Da weder diese Unbeschwertheit noch die englische Sprache ganz selbstverständlich zu einem Kongress gehören, bei dem sich deutsche Kinderwunschmediziner treffen, habe ich fast automatisch dorthin geschaut. Wie sich herausstellte, waren es Spanier aus der Klinik Dexeus (in der viel über Eizellen geforscht wird und die zu den besten Zentren für Kinderwunschmedizin in Europa gehört).
Warum wollten sie ihre Kinderwunschklinik in Deutschland vorstellen? Haben sie zu Hause nicht genug zu tun? Warum würden wir in Deutschland uns für spanische Kliniken interessieren? Haben wir mit unserem dritt teuersten Gesundheitssystem auf der Welt nicht eine großartige Hightech-Kinderwunschmedizin?
Leider nein, haben wir nicht. Wir haben zwar viele hervorragende Ärzte, denen aber vieles, was in der Reproduktionsmedizin in den letzten zwanzig Jahren etabliert wurde, schlicht nicht erlaubt ist auszuüben.
Eizellspende Spanien – Erfahrung in der Klinik Dexeus
Aber zurück nach Spanien: Ein Land, das zwar oft streng und katholisch wirkt, aber in Sachen Stammzellen von Anfang an ganz vorne liegt, was sowohl die Grundlagenforschung als auch die medizinische Anwendung betrifft.
Ich weiß, dass es viele Kliniken in Spanien gibt, die hervorragende Erfolgsraten in der Eizellspende vorweisen können und auch logistisch und sprachlich interessierte Frauen aus Deutschland gut beraten können. Dass ich mich ausgerechnet mit Mitarbeitern der Dexeus Universitätsklinik aus Barcelona über die Eizellspende unterhalten habe (Eizellspende in Spanien: Schwanger werden im Urlaub) liegt zum Teil am Zufall, aber sicherlich auch daran, dass sie so bemüht waren, ihre jahrzehntelangen Erfolge auf dem Gebiet der Eizellspende in Deutschland vorzustellen.
Die Erfolgsrate mit gespendeten Eizellen ist hoch
Hier ist eine kurze Zusammenfassung von dem, was ein netter Embryologe und zwei seiner Kollegen von der Klinik Dexeus mir erzählt haben:
Die Dexeus Klinik konnte bereits 1988 die erste Geburt durch eine Eizellspende erzielen. (1988! Ich dachte, ich würde im Boden versinken!) Seitdem pflegen sie ihr Eizellspendenprogramm und freuen sich über eine >50% Erfolgsrate schon bei einem ersten Schwangerschaftsversuch.
Ich war auch sehr beeindruckt zu hören, dass die Eizellspenderinnen der Klinik Dexeus fast ausschließlich junge Frauen unter 30 sind und dass sie detaillierten Untersuchungen unterzogen werden. Diese reichen von gynäkologischen und psychologischen Tests bis hin zum Test der Gene, die die über 200 häufigsten Erbkrankheiten verursachen. Beispiele sind zystische Fibrose, fragiles X-Syndrom, diverse Muskelatrophien usw.
Die Klinik garantiert mindestens 7 reife Eizellen pro Spenderin und ich könnte hier noch vieles erzählen, weil es so gut wie nichts gibt, was diese hervorragenden Kinderwunschmediziner in Barcelona mit Eizellen nicht machen können.
Die Dexeus Klinik betreut zusätzlich zu den spanischen Patientinnen auch Frauen aus Deutschland und vielen anderen Ländern. Nach Aussagen der Mitarbeiter kommt etwa ein Viertel der Frauen zur Dexeus Klinik, nachdem die IVF und ICSI Versuche in anderen Zentren fehlgeschlagen sind. Und es gibt keine Warteliste.
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Eizellen und Deutschland
Bei uns in Deutschland sitzen die Ärzte in ihren Praxen, mit ihren klugen Köpfen und ihrem großen Können, aber unser aus dem Jahre 1991 stammendes Embryonenschutzgesetz hindert sie daran, vieles einzusetzen.
Zum Beispiel: Spermien wird im Rahmen der Kinderwunsch-Behandlungen auf jede erdenkliche Art und Weise unter die Arme gegriffen: sie werden direkt zur Eizelle getragen (oder sogar hineingespritzt mit ICSI, falls sie diesen letzten Schritt nicht schaffen).
Sie werden im Labor von ausgebildeten Embryologen aufgepeppt: selektiert, frisiert, die besten ausgesucht, und zur Not noch von anderen Männern geliehen. Aber die Eizellen der Frau, auf keinen Fall irgendwie eingreifen!
In Deutschland ist Eizellspende nicht erlaubt (was nicht gut ist), genauso wenig wie die Leihmutterschaft (die selbstverständlich verboten bleiben sollte), und sogar die Präimplantationsdiagnostik ist mit wahnsinnigen bürokratischen und finanziellen Hürden verbunden und lohnt sich in Deutschland nicht.
Die Ärzte in DE dürfen nicht einmal einen guten Kollegen aus dem Ausland empfehlen, wie es noch vor wenigen Jahren üblich war (dass eine Eizellspende z.B. in Deutschland in Gang gesetzt wird und die Frau wenigstens hormonell vorbereitet wird, bevor sie sich auf den langen Weg nach Spanien, in die Tschechei oder die Ukraine macht, um dort tatsächlich eine Eizelle eingesetzt zu bekommen).
Jetzt sind die Frauen, die auf eine Eizellspende angewiesen sind, komplett sich selbst überlassen, seitdem Gerichtsverfahren gegen Ärzte laufen, die sich in der Vergangenheit an einer Zusammenarbeit mit Kinderwunschkliniken im Ausland beteiligt haben.
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Wegen ukrainischen Eizellen!! 🙂
Tu blog es genial, ¡gracias por compartir tu conocimiento! Jayda.
Immer wieder ein Highlight, euren Blog zu lesen! Sehr informativ und aufschlussreich. Macht weiter so!
Übrigens, ich habe gehört, dass es in der Türkei auch ähnliche Entwicklungen gibt. Ich werde gerne später Informationen dazu teilen. – Yesim