Gibt es so etwas wie eine Mini-IVF?
Biologin erklärt sanfte IVF
Viele Paare wissen nicht einmal, dass eine IVF auch im natürlichen Zyklus möglich ist.
So ein Vorgang heißt Mini-IVF. Bei einer Mini-IVF müssen sie die Hormone gar nicht spritzen (oder nur ganz gering dosiert), die Eizelle und der daraus gewonnene Embryo werden oft eine sehr gute Qualität haben, und das Ganze ist im Vergleich zu einer konventionellen IVF (oder einer noch teureren ICSI) mit viel niedrigeren Kosten und weniger psychischen Belastungen verbunden.
Aber der größte Vorteil bei einer Mini-IVF ist aus meiner Sicht, dass die natürliche Reifung der Eizelle kompromisslos geschont wird, so dass eine Mini-IVF in ihrem Ergebnis letztendlich einem natürlichen Geschlechtsverkehr nahe kommt.
Obwohl die Eizelle eine Ausgangszelle für alle Organe des Kindes darstellt, und jeder Fehler, der hier stattfindet, das Potenzial hat, unendlich viele Male während der Entwicklung vermehrt und vergrößert zu werden, ist ein kompromissloser Fokus auf die Gesundheit der Eizelle während der Kinderwunsch-Behandlung leider nicht immer möglich.
Jedoch gibt es genug Fälle, bei denen eine Entscheidung, die Eizelle zu schonen, möglich ist und getroffen werden sollte, z.B da,wo die Ursachen für die Unfruchtbarkeit eindeutig beim Mann liegen. Hier gibt es meiner Meinung nach keinen Grund, mit schärfsten Waffen der Reproduktionsmedizin zu schießen, sondern stattdessen sollte auf eine Mini-IVF gesetzt werden.
Der größte Vorteil einer Mini-IVF ist, dass die natürliche Reifung der Eizelle weitgehend geschont wird.
Sanfte IVF: Schwangerschaftsraten und Kosten
Jetzt, wo die ersten IVF-Kinder langsam in das Erwachsenenalter kommen und die ersten Fragen zu ihrer Langzeit-Gesundheit gestellt werden können, wird deutlicher, dass wir manche Risiken für die zukünftige Gesundheit des Kindes gar nicht einzugehen brauchen. Aber wie unterscheidet sich Mini-IVF von IVF und ICSI?
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Die Vorteile einer Mini-IVF (sanfte IVF)
• Es gibt keine Hormonstimulation (oder nur eine minimale), womit sowohl die hormonellen Schwankungen und die hormonelle Achterbahn als auch die potenziellen Nebenwirkungen der Stimulation wegfallen.
• Keine Auslösespritze mit HCG, der Follikel wird im natürlichen Zyklus gewonnen. Also, die Eizelle darf sich ungehindert entwickeln und reifen, so wie sie es im natürlichem Zyklus tut, frei vom Einfluss der Hormone, die – wie wir mittlerweile wissen – ihre Eigenschaften durch die epigenetischen Mechanismen ändern.
• Keine Narkose, es sei denn, sie wird ausdrücklich gewünscht.
• Keine Behandlungspause. Nach einer herkömmlichen IVF sollte man mindestens ein bis zwei Monate aussetzen, bis sich der natürliche Zyklus wieder eingependelt und der Körper sein Gleichgewicht wieder gefunden hat. Nach einer Mini-IVF gilt wirklich „neuer Zyklus, neues Glück“.
• Das Wichtigste: Durch eine Mini-IVF bekommen Sie die Gewissheit, die bestmöglichen Voraussetzungen für die Entwicklung Ihres Kindes geschaffen zu haben. Weil:
1) Zuerst haben Sie in den Monaten vor der Kinderwunsch-Behandlung (hoffentlich!) die Qualität Ihrer Eizellen bzw. die Aktivität der Eierstöcke durch eine gezielte Ernährung und Vitaminpräparate auf eine optimale Startposition gebracht.
2) Danach haben Sie während der Mini-IVF erst einmal der Natur ihren Lauf gelassen und die Eizelle ungestört reifen lassen. Zum Schluss wurde die Befruchtung zwar im Labor durchgeführt, allerdings indem eine der Spermien ihren Weg in die Eizelle selbst gefunden hat.
3) Und falls es nicht geklappt hat – das Ganze war mit keinem zu großen logistischen Aufwand verbunden und im nächsten Zyklus machen Sie es einfach noch einmal! Eine Mini-IVF mag kein leichter Weg sein, aber selbst wenn Sie den Vorgang wiederholen müssen, haben Sie statistisch betrachtet bessere Chancen, die Mutter eines gesunden Kindes zu werden.
Schlechte Eizellqualität? Lassen Sie mich wissen, wie ich Ihnen helfen kann
Sie wissen nicht wie es weitergehen sollte? Ob Sie noch auf natürlichem Wege probieren sollten oder ist die Zeit für die Kinderwunschklinik und eine neue Behandlung gekommen? Gern würden Sie sanfte IVF wagen, wissen aber nicht, ob das für Sie geeignet ist? Vielleicht haben Sie schon viele Blut- und Hormonanalysen hinter sich, brauchen aber jemanden, der sich mit Ihnen hinsetzt und für Sie einen kompetenten Überblick schafft?
Steigen Sie nicht in eine teure und anstrengende Kinderwunschbehandlung, bevor Sie sich einige Wochen Zeit nehmen, um Ihre Eizellen zu stärken und ihre Qualität zu maximieren. Gern helfe ich Ihnen, Ihre Vitaminpräparate, Ernährung und Gewicht zu Ihrem Hormonprofil anzupassen. Meine Beratung können Sie hier buchen: Kinderwunsch Beratung Dr.Darja Wagner
Mini-IVF: Wie viele Eizellen werden gewonnen?
Wahrscheinlich ist der größte Nachteil, dass ein so individuelles Vorgehen erst einmal einen hervorragenden Kinderwunsch-Arzt voraussetzt, der viel Erfahrung, zellbiologisches Wissen und außerdem ein flexibles behandelndes Team hat (für den Fall, dass z.B. Ihr Eisprung bei sanfter IVF aufs Wochenende fällt).
Noch ein weiterer Nachteil: Da die Stimulation ganz niedrig ist oder sogar ganz ausfällt, werden „nur“ ein bis zwei Eizellen pro Mini-IVF gewonnen.
Also wie groß ist Ihre Ungeduld, sollte es nicht zum Transfer kommen?
Und wie groß ist Ihr Ärger, falls etwas im Labor schiefgeht und diese wenigen Eizellen doch nicht befruchtet werden?
Wie entschlossen sind Sie, Ihre Einsichten zu verteidigen und die Mikroarchitektur Ihrer Eizelle nicht (wie es bei jeder ICSI üblich ist) zum Teil zu zerstören?
In diesem Video sehen Sie, wie eine ICSI durchgeführt wird. Stellen Sie sich jetzt vor, dass aus dieser Zelle alle Zellen und Organe Ihres Kindes wachsen sollen und sagen Sie mir dann, Ihnen ist es egal, ob feine Strukturen der Eizelle grob oder sanft behandelt werden.
Also, in wieweit sind Sie bereit, auf Klasse statt Masse zu setzen? Erst einmal monatelang die Qualität der Eizellen aufzubauen, mit Ihrem Arzt zu diskutieren, warum Sie etwas Sanftes wollen und nicht etwas, was zu schnelleren Ergebnissen führt, und einfach zu warten, bis die richtige Eizelle aus Ihren Eierstöcken poppt?
Ich kann Sie verstehen, wofür auch immer Sie sich entscheiden.
Danke für diesen Beitrag! Solche sind leider noch viel zu selten!
Ich habe mit über 35 Jahren nach 4 erfolglosen Inseminationen mittlerweile die 3. nicht stimulierte ICSI hinter mir – leider auch diese erfolglos. Die Ursachen für die bisherige Kinderlosigkeit liegen wohl bei meinem Partner – Grund für mich, erst einmal nicht „scharf“ zu schießen und es im natürlichen Zyklus zu versuchen. 2 x kam es zum Transfer nach ICSI- leider nicht zu einer Schwangerschaft.
Ich habe so manchen verbalen Kampf mit den Ärzten der klassischen Reproduktionsmedizin ausgefochten und einmal sogar die Klink gewechselt.Trotzdem habe ich mich nun für den nächsten Monat schweren Herzens für eine Stimulation entschieden und zwar aus folgenden Gründen:
– Lebensalter: Mit Mitte 30 wird die Zeit knapp(er), da machen wir uns nichts vor. Mit nur einer Eizelle pro Monat sinken die Chancen auf eine Schwangerschaft natürlich ab im Gegensatz zum stimulieren Zyklus. Ich habe 9 Monate für die insgesamt 3 ICSIs ohne Stimulation ins Land ziehen lassen – aber nun ist der Zeitpunkt gekommen, wo ich nicht länger waren möchte – auch vor dem Stichwort Risikoschwangerschaft, Eizellenreserve etc. Wäre ich noch unter 30, hätte ich wohl nochmal den ein- oder anderen Zyklus dran gehängt.
– Ja, die Punktion ist möglich ohne Narkose. Ja, man hält es aus. Aber schön und entspannt ist anders! Je nach Platzierung der Eizelle im Eierstock muss man auch ganz schön die Zähne zusammenbeißen, trotz einer 800er IBU vorneweg. Weiterhin muss man bedenken, dass jede Punktion eine Mini-OP darstellt und damit auch ein gewisses Infektionsrisiko vorhanden ist. Wer jeden oder annähernd jeden Monat auf den OP-Tisch klettert, muss dies in Kauf nehmen.
– Ganz ohne Hormone geht es nicht! Bei der Punktion, die ja im gleichen Verfahren wie bei der Standard-ICSI verläuft, wird mit der Eizelle der Gelbkörper abgesaugt (mW zuständig für den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, Stichwort Progesteron). Heißt, man muss dieses Hormon nach Transfer künstlich zuführen (bei mir über Medikament Famenita), damit die Schleimhaut erhalten bleibt/weiter aufgebaut wird und man dem Embryo überhaupt die Chance zur Einnistung gibt. Den Eisprung habe ich zusätzlich jedes Mal ausgelöst, um den Zeitpunkt der OP soweit wie möglich abzusichern.
– Termine hat man auch hier! „Follikelbeschau“ am Tag 11, manchmal zusätzlich auch am Tag 12, Punktion am 13. Tag, Transfer am ca. 16. Tag, SS-Test am 28. Tag.
– Kostenlos ist es auch nicht ;-). Pro Zyklus zwar unter der 2000 Euro Grenze, aber auch das läppert sich, zumal die Chancen halt im Gegensatz zur Standard-IVF/ICSI sehr viel geringer sind.
Mein Fazit: Ja, ich würde es wieder so versuchen im ersten Ansatz. Es erscheint mir für Frauen wie mich, die einen sehr regelmäßigen Zyklus und sonst keine Baustellen wie Übergewicht, Hormonhaushalt etc. haben, nur verhältnismäßig. Hätte auch klappen können 😉