Was ist das Maximum an Sport bei Kinderwunsch?
Ich werde oft gefragt, wie viel Sport für eine Frau förderlich ist, die aktiv versucht schwanger zu werden.
Es scheint allen intuitiv klar zu sein, dass körperliche Bewegung wichtig ist und uns Menschen generell gut tut.
Unsere Vorfahren haben ja wenig bis gar keine Zeit in Büros, Autos und ohne Sonnenlicht verbracht. Die 1-2 Millionen Jahre der Gattung Homo sitzen tief in unseren Genen drin, also warum würde sich überhaupt jemand Sorgen machen, dass körperliche Bewegung zu viel werden könnte? Trotzdem bekomme ich Fragen wie diese:
Ich möchte einen Halbmarathon laufen, ist das in Ordnung?
Ich bin ein CrossFit Junkie und habe gelesen, dass zuviel Sport die Qualität der Eizellen negativ beeinflusst und den Eisprung sogar ausschalten könnte, stimmt das? Usw.
Beeinflusst Sport den Eisprung?
Der Auslöser, um mich endlich mit diesem Thema intensiv auseinanderzusetzen und darüber einen Artikel zu schreiben war diese E-Mail, die mich letzte Woche erreicht hat:
Mein Mann und ich konnten bislang leider noch keine Kinder miteinander bekommen. Wir sind bereits seit einiger Zeit in einer Kinderwunschklinik in Behandlung, eine Ursache wurde bei uns beiden bislang nicht gefunden. Ich bin schon seit jeher sehr schlank und sportlich (BMI 20). Nun habe ich mal wieder einen gut gemeinten Ratschlag bekommen: Ich solle einfach weniger Sport treiben, dann klappe das schon… Natürlich habe ich schon oft davon gehört, dass übermäßiger Sport die Fruchtbarkeit vermindern soll. Dieser „Ratschlag“ hat mich natürlich sehr verunsichert. Könntest Du vielleicht mal einen Beitrag dazu schreiben, woran es eigentlich liegt, dass viel Sport die Fruchtbarkeit verringert?
Und die Fragen aller Fragen: Was bedeutet eigentlich „zu viel Sport“?
Wieviel Sport bei Kinderwunsch und während einer Kinderwunschbehandlung?
Nachdem ich diese E-Mail gelesen habe fiel mir auf, dass mir diese Frage fast ausschließlich von den Frauen gestellt wird, die auch sonst sehr viel im Leben leisten und tun.
Also Frauen, die nicht nur sportlich sehr aktiv sind, sondern auch beruflich extrem angespannt, oft mit echten Karrieren, die diese Frauen maximal fordern, so dass sie Sport als Ausgleich zu ihrem stressigen Alltag benutzen.
Deshalb möchte ich zuerst in ein paar Worten erläutern, was Dauerstress bei uns Frauen in Sachen Fruchtbarkeit bewirkt und erst dann auf die Frage eingehen, inwieweit Sport an diesem Prozess beteiligt ist.
Dauerstress, dem Frauen mit Kinderwunsch im Job und auch sonst im Alltag ausgesetzt sind, führt dazu, dass viel von dem Stresshormon Cortisol aus den Nebennieren ausgeschüttet wird.
Das ist nicht gut, weil Cortisol evolutionsbiologisch gesehen immer nur dann ausgeschüttet wurde, wenn Menschen körperlichem Stress ausgesetzt waren: bei Erschöpfung, Nahrungsknappheit, Hungersnöten und Katastrophen jeder Art.
Also, während Sie im Büro sitzen und sich vom Chef stressen lassen, schicken Sie Ihrem Körper ein klares Signal: die Lebensumstände sind im Moment schwierig!
Ihr Körper glaubt Ihnen, schaltet klugerweise die inneren Programme aufs Überleben ein und gibt der Fortpflanzung erstmal eine niedrige Priorität.
Kann man wegen Stress nicht schwanger werden?
Eine wichtige Studie: Physical activity and fertility in women: the North-Trøndelag Health Study hat folgendes gefunden:
„Increased risk of infertility was only found for the small group of women reporting the highest levels of intensity and frequency of PA. Awareness of the possible risks of infertility should be highlighted among non-athletic women who exercise vigorously.“
Selbstverständlich reagieren nicht alle Frauen gleich auf Stress.
Wenn der Zusammenhang zwischen Stress und Fruchtbarkeit so einfach wäre, würde in Kriegszeiten keine Frau schwanger werden können (und nach einer Vergewaltigung sowieso nicht).
Und trotzdem ist schon lang bekannt und vielfach beschrieben worden, dass viele Frauen in schwierigen Zeiten ihre Periode und damit ihren Eisprung zeitweise verlieren und sogar viele Reproduktionsmediziner sind davon überzeugt, das die Psyche der Frau beim Schwangerwerden eine große Rolle spielt.
Hinzu kommt noch die Tatsache, dass Frauen, die sehr viel Sport treiben oft sehr schlank sind, so wie die Frau aus der obigen E-Mail, die einen BMI von 20 hat. Dieser BMI-Wert liegt an der untersten Grenze, wenn es um einen gesunden Fettanteil im Körper geht. (So können Sie Ihren BMI ausrechnen). Und noch etwas:
Ein Buch, das jede Frau mit Kinderwunsch lesen sollte
Schwanger werden nach 35: Die Qualität der Eizellen verbessern
Was ist moderater Sport bei Kinderwunsch?
Fett war für Frauen schon immer wichtig. Frauen mit ein paar Fettpölsterchen waren für Männer schon immer sehr attraktiv, und das wird sich in Zukunft nicht ändern.
Das Fett manifestiert sich bei jungen Frauen in Form von Rundungen, die den Männern signalisieren: bei dieser Frau wären meine Gene sicher, bei ihr würden meine Kinder überleben.
Zum Weiterlesen noch eine interessante Studie: Effect of Exercise on Ovulation: A Systematic Review.
Und jetzt noch einmal zur Bewegung selbst: alles, was Ihnen gut tut und Sie nicht so sehr anstrengt, ist sicherlich in Ordnung in der Kinderwunschzeit!
Dabei macht es keinen Unterschied, ob sie auf dem natürlichen Wege schwanger werden wollen oder sich gerade auf eine Kinderwunschbehandlung vorbereiten.
Eine wunderbare Möglichkeit sich zu bewegen ist z.B. zu wandern. Abwechselnd dazu können Sie noch Yoga und Pilates machen (und die Fruchtbarkeitsmassage bitte nicht vergessen).
Zusammenfassung: Zu viel Sport bedeutet logischerweise zu viel körperliche Aktivität. Betreiben Sie also ruhig regelmäßig Sport und bringen Sie Ihren Kreislauf durch Bewegung in Schwung, aber übertreiben Sie es nicht, denn durch Stress nimmt die Fruchtbarkeit ab.
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Ich versuche auch gerade herauszufinden, ob mein Sportpensum möglicherweise der Grund ist, warum mein Mann und ich keine Kinder bekommen. Ich bin Läuferin, über 30 und athletisch gebaut (BMI 20) und habe schon vor über einem Jahr mein Laufpensum auf Die Hälfte reduziert und das Marathonlaufen vorläufig an den Nagel gehängt. Nun ist in vielen Studien zwar die Rede davon, dass zu viel Sport natürlich schadet, allerdings wird das offenbar immer über das Vorhandenseins eines Eisprungs gemessen. Frage: Ist denn das Vorhandenseins des Eisprungs dann ein sicheres Zeichen dafür, dass der Sport nicht zu viel ist? Oder kann Sport z.B. auch die Befruchtung oder Einnistung verhindern, obwohl sonst die Hormone alle normal sind (laut Frauenarzt sind alle Hormone im Normalbereich) ? Liebe Grüße C.