Die wahre Herausforderung beim Eizellen einfrieren heißt eigentlich…
Bevor Sie sich entscheiden Ihre Eizellen einzufrieren, gibt es mehrere Fragen, die Sie sich stellen sollten. Beginnen wir mit den einfacheren:
Wie alt sind Sie?
Über 25? Über 30? Oder schon 40?
Wie viele Eizellen haben Sie noch und wie viele würden Sie gern einfrieren?
Die meisten Fruchtbarkeitsexperten empfehlen eine Mindestzahl von 20 bis 30 Eizellen einzufrieren. Bei diesem Vorrat können Sie später theoretisch für jeden Schwangerschaftsversuch sechs bis acht Eizellen auftauen und haben zudem noch ein paar Eizellen in Reserve, falls die künstliche Befruchtung nicht sofort klappt.
Eizellen Einfrieren: Vor- und Nachteile
Die Eizellentnahme ist eine kleine OP und kann anstrengend sein.
Sind Sie wirklich bereit, das durchzuziehen?
Wenn Sie über 30 sind, werden Sie wahrscheinlich mehrere Stimulationszyklen brauchen, um an die 20-30 Eizellen zu kommen. Wie viele genau, kann man erst nach der ersten Stimulation abschätzen.
In jedem Zyklus werden Sie sich selbst Medikamente spritzen müssen, um die Produktion der Eizellen anzuregen, was nicht gerade viel Spaß macht. Aber es ist auch keine Katastrophe und, sollten Sie sich dafür entscheiden, gibt es auf YouTube ausgezeichnete Videos, die Ihnen helfen können.
Als nächstes kommt die Eizellentnahme – eine kurze OP, die immerhin unter Vollnarkose und in der Klinik stattfindet. Wenn alles gut verläuft, dürfen Sie nach wenigen Stunden wieder nach Hause.
Aber was sollten Sie tun, wenn Ihre Eierstöcke auf die Stimulation nicht so gut (oder gar nicht) reagieren, oder die Behandlung aus einem anderen Grund abgebrochen werden muss? Haben Sie einen Plan B?
Warum die WIRKLICHE Herausforderung des Einfrierens von Eizellen das Auftauen ist
Als Zellbiologin, die viele Sorten von Zellen aufgetaut hat, kann ich Ihnen versichern, dass dieser Verfahren keiner Zelle Freude bereitet, und den Eizellen einer Frau ganz sicher auch nicht.
Das Auftauen ist für die Zellen ein Stressfaktor, den nur ausgesprochen vitale Zellen einigermaßen unbeschadet überstehen. Und was “unbeschadet” genau bedeutet, wissen wir noch nicht.
Als Stammzellen werden Körperzellen bezeichnet, deren Funktion noch nicht festgelegt ist. Stammzellen befinden sich bei erwachsenen Menschen zum Beispiel im Knochenmark oder Nabelschnurblut.
Die Stammzellen (zu den die Eizellen auch gehören) mancher Patienten sind robuster und überstehen den Prozess des Auftauens gut, manche aber werden nach dem Auftauen schläfrig, ihr Metabolismus verlangsamt sich, bis sie irgendwann einmal sterben.
Bei allen wichtigen Experimenten haben meine Studenten und ich uns immer Mühe gegeben, Versuche mit frischen Zellen durchzuziehen, da sie uns nach dem Auftauen oftmals keine aussagekräftigen und reproduzierbaren Daten mehr liefern konnten. Und hier rede ich über kurzfristige Behandlungen mit Vitaminen und Hormonen in einem Forschungslabor. Also nichts so Wichtiges und Wunderbares wie Eizellen und zukünftige Kinder einer Frau!
Aber wie schaut es mit Modifikationen aus, wenn Eizellen jahrelang auf Eis liegen? Sollten wir nicht auf Studien über die Dauer der Verwendbarkeit warten?
Wenn wir gewisse Praktiken für wesentliche Forschungsarbeiten als unbrauchbar ansehen, warum ist die Reproduktionsmedizin so schnell bereit, bei den gleichen Prozeduren Kompromisse einzugehen?
Was ist Ihre Meinung dazu? Schreiben Sie einen Kommentar und teilen Sie den Beitrag gerne mit Ihren Freundinnen!
Herzlichst,
Darja
Samenspenden sind in Deutschland erlaubt (allein in Berlin gibt es zwei Samenbanken und in anderen Großstädten gibt es diese auch). Das Problem ist, dass nicht alle Kinderwunschpraxen alleinstehende Frauen behandeln wollen, wegen vielen Details, die gesetzlich nicht genau geregelt sind. Mehr Info hier https://www.spenderkinder.de/infos/dierechtlichesituation/
Zu Ihrem AMH Kommentar: Es tut mir leid, dass Sie sich irritiert fühlen, aber ich habe die Tabelle in der Tat von eben dem Chicago Advanced Fertility übernommen. Ich bin nämlich ein großer Fan von dieser Klinik, bzw von den Artikeln, die sie kostenlos zur Verfügung stellen. Ich merke aber (und danke Ihnen dafür!), dass ich ergänzen und deutlich sagen muss, dass ein AMH-Wert von 4 ng/ml nur bei ganz jungen Frauen auf eine gute Reserve hindeutet; bei den Frauen im “advanced reproductive age” hätte so ein Wert schon eine andere Bedeutung.