Haben Kaiserschnittkinder Nachteile?
Kaiserschnitt – eine Frage der Angst?
Als ich geboren wurde war mein Vater gerade 23 Jahre alt und meine Mutter 22.
Geboren wurde ich in einer kalten Nacht in Bosnien, als meine Mutter mit unseren Verwandten eigentlich lieber gemütlich zusammen gesessen und gefeiert hätte. Den ganzen Abend war sie damit beschäftigt, dicke Knödel mit Pflaumenmus zu essen (komischerweise eines meiner Lieblingsgerichte, seitdem ich denken kann), als dann die Wehen einsetzten und sie ins Krankenhaus fahren musste, um mich am nächsten Morgen zu bekommen.
In meiner Generation sind Schwangerschaften häufig nicht mehr spontan, bis auf sehr wenige Ausnahmen. Die Geburten sind auch zu einem Projekt geworden. Was die Generation meiner Mutter als Kaiserschnitt kannte und was nur in wenigen Ausnahmefällen eingesetzt werden musste, ist nun zur Regel geworden.
Mit einer Kaiserschnitt-Rate von fast 30% zählt Deutschland zu den weltweiten Spitzenreitern.
Dabei schwanken die Kaiserschnitt-Raten zwischen 17 und 52 %, je nachdem in welchem Landkreis, welcher Großstadt beziehungsweise welchem Bundesland die Frauen entbinden (Berlin, München und Hamburg liegen bei etwa 25 bis 28 %).
Medizinisch gesehen ist eine Kaiserschnitt-Rate von >10% (oder höchstens 15%) durch nichts, aber wirklich gar nichts zu rechtfertigen, sagt die Weltgesundheitsorganisation.
Nach Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollte ein Kaiserschnitt nur dann durchgeführt werden, wenn eine natürliche Geburt die Gesundheit oder das Leben von Mutter oder Kind gefährdet. In allen anderen Fällen empfiehlt die WHO eine normale Geburt, deren Risiken bei der heutigen Überwachung von Schwangerschaften und Geburten als sehr gering gelten. Ein Kaiserschnitt sei nur bei 10 bis 15 Prozent der Schwangerschaften notwendig, schätzt die WHO.
Kaiserschnitt – panische Angst vor der Geburt?
Ist Angst vor Geburt normal? Warum haben wir eine solche Angst vor einem ganz natürlichen Vorgang?
Und vielleicht die wichtigste Frage: lässt sich diese Entwicklung wieder umkehren?
Meine Hebamme erzählte mir, sie sei noch nie bei der Geburt von Zwillingen dabei gewesen. Sie ist zwar eine sehr erfahrene Hebamme, die schon in allen möglichen Situationen Geburten begleitet hat. Aber Zwillinge werden praktisch nicht mehr auf natürlichem Weg entbunden.
Die Geburt von Zwillingen wird als „riskant“ angesehen, genau wie viele andere Dinge auch: zu viel oder zu wenig Fruchtwasser, ein leicht fortgeschrittenes Alter der Frau (über 35 kann schon ausreichen, um als „Risikoschwangere“ eingestuft zu werden), ein Baby, das zu groß ist, ein Baby, das zu klein ist, ein Baby, das irgendwie schief liegt; im Prinzip, jede Situation, die nicht zu 100% dem Lehrbuch entspricht, empfiehlt sich nicht mehr für eine normale Geburt.
Manchmal stehen die Frauen unter Zeitdruck – sie müssen ab einem bestimmten Datum zurück zur Arbeit, und deshalb ist für den natürlichen Ablauf bzw. das Vertrauen in die Natur und deren Weisheit schlicht keine Zeit mehr da.
Oder der Arzt hat keine Zeit – er fährt zu einem Kongress, hat wichtige Termine, muss weitere Schwangere betreuen, und bis zu einem gewissen Punkt hat ein Kind einfach draußen auf der Welt zu sei – und basta.
Und dabei ist eine natürliche Geburt eines der schönsten Geschenke, die Sie Ihrem Kind auf dem Weg mitgeben können.
Kaiserschnitt oder normale Geburt? Haben Kaiserschnittkinder Nachteile?
1. Kaiserschnitt Nachteile – Immunsystem und Mikrobiom des Babys
Nach neuesten Erkenntnissen der Mikrobiologie und der Reproduktionsmedizin könnte eine natürliche Geburt sogar die beste Voraussetzung für die Ausbildung eines robusten Immunsystems sein. Auf dem natürlichen Wege geborene Kinder werden auf dem Weg durch den Geburtskanal mit diversen Mikroben versorgt (Mikrobiom nennt sich so etwas).
Schon wenige Stunden nach der Geburt werden diese ihre Haut besiedeln und sich ausbreiten. Was aber keine Gefahr darstellt, da die Mutter logischerweise schon die Antikörper gegen diese Mikroben besitzt und sie gleich mit der Muttermilch ans Baby liefern wird. Auf diese sanfte, passive Art, fängt das Immunsystem des Kindes an, sich zu entwickeln – die Folge für das Kind ist ein gesenktes Risiko, im Laufe des Lebens an Allergien, Asthma oder Adipositas zu erkranken.
2. Kaiserschnitt Nachteile – Babys wollen geboren werden
Außerdem wird durch den mechanischen Druck während der Geburt das Fruchtwasser aus den Lungen des Babys herausgepresst, was gut für die Atemwege ist und dabei hilft, die Luft selbstständig einzuatmen und mit dem ersten kräftigen Schrei die Eltern zu erfreuen.
Aber nicht nur, dass schwangeren Frauen nicht deutlich erklärt wird, welche Vorteile eine natürliche Geburt mit sich bringt, gleichzeitig wird ihnen oft verschwiegen, welchen Gefahren sie sich und das Kind durch eine schwere Operation wie den Kaiserschnitt aussetzen.
Viele Babys sind nach einem Kaiserschnitt nicht gleich fit. Oft haben sie Probleme mit der Atmung oder dem Blutzucker. Nach einem Kaiserschnitt schreien die Kinder im Durchschnitt etwas mehr und lassen sich nicht so leicht beruhigen.
Haben Sie gewusst, dass der Impuls, eine Geburt in Gang zu setzen, vom Baby selbst kommt?
Macht doch Sinn, oder? – Nach einem langem Entwicklungsprozess wird das Baby schon wissen, wann der Moment kommt, ihn auch zu beenden.
Aber diese wichtige Entscheidung wird dem Baby durch den Kaiserschnitt weggenommen, und zu oft passiert das ohne eine wirklich medizinische Indikation.
Mütter, die durch Kaiserschnitt entbunden haben, fühlen sich nach der OP oft geschwächt und mit dem Stillen klappt es nicht so gut. Die Anpassung der Babys an die Welt verläuft anders und die Frauen spüren das.
3. Kaiserschnitt Nachteile – Entzündungen, Verwachsungen, Verletzungen bei der Mutter
Dazu bleiben bei jeder dritten Frau durch den tiefen Schnitt kleinere oder größere Verwachsungen im Unterleib. Nicht nur dass solche Narben eine spätere Unfruchtbarkeit begünstigen (ja, Sie werden sich ein zweites Kind genauso sehr wünschen wie das erste), sie können auch dazu führen, dass Frauen sich unattraktiv fühlen und den Zugang zum eigenen Körper verlieren.
Also entsteht eine Negativspirale: wenn Sie es bei der ersten Geburt nicht gelernt haben, auf die Natur zu vertrauen und ihren Körper einfach machen zu lassen, haben Sie höhere Chancen, auch bei der zweiten Geburt noch einmal auf dem OP-Tisch zu landen.
Was mich dabei vielleicht am meisten stört ist, dass die Verantwortung für die hohen Kaiserschnitt-Raten auf uns Frauen geschoben wird!
Ja, auf hochschwangere Frauen, die keine Ahnung von der Medizin haben und oft gar keine Erfahrung mit der Geburt!
Überfordert von dem großen Ereignis, was ihr bevorsteht, sitzt die Frau vor ihrem Arzt und muss ganz allein Entscheidung treffen: Sollte sie noch ein paar Tage warten?
Der Termin ist seit zwei Tagen vorüber, warum kommt das Baby nicht? (Und dabei dauert eine normale Schwangerschaft nicht exakt 40 Wochen, sondern alles zwischen 38-42 Wochen).
Was, wenn der Arzt am Wochenende nicht da ist, um eine normale Geburt zu begleiten? Und was, wenn sonst irgendwas passiert? Sobald das Wort „Unsicherheit“ fällt, entscheiden sich fast alle für einen Kaiserschnitt. Selbstverständlich.
Ich finde, das ist nicht fair.
Es ist nicht fair, überforderte, hochschwangere, unerfahrene Frauen vor solche schwierigen Entscheidungen zu stellen.
Es mag zwar aus ökonomischer und legaler Sicht sinnvoll sein, die Verantwortung für den Kaiserschnitt auf die Mütter zu schieben, ungerecht ist es trotzdem.
Wenn den Babys das Mitspracherecht ganz weggenommen wird, und ihre Mütter unter fast unmenschlich hohen Druck gesetzt werden – kann diese Welt wirklich nicht zu einem besseren Ort werden.
Und was wäre, wenn wir den Kindern ein größeres Unrecht antun als wir das bisher vermuten?
Was, wenn sie uns eines Tages dafür zur Verantwortung ziehen?
Was werden wir ihnen antworten, warum wir sie nicht ungestört und in Ruhe zur Welt haben kommen lassen?
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Kritik Nr. 1: Die WHO sieht eine KS Rate von 10-15% als gerechtfertigt an, jedoch sollte sie diese auch mal überprüfen und auf den aktuellen Stand bringen. Eine neue Studie hat dies nämlich getan und hat die WHO Staaten mit der KS Quote und jeweiligen Sterblichkeit von Mutter und Kind verglichen. Im Ergebnis: Um so höher die KS Quote in einem Lande, um so niedriger war die Sterblichkeit von Mutter und Kind. Eine Rate von mind. 19% sollte gegeben sein!
Kritik Nr. 2: „…Und dabei ist eine natürliche Geburt eines der schönsten Geschenke, die Sie Ihrem Kind auf dem Weg mitgeben können….“ Wie begründen Sie dies? Eine vaginale Geburt hat nachweislich für das Kind keinerlei Vorteile. Ein geplanter Kaiserschnitt ab 39 SSW ist die sicherste und schonenste Entbindungsart fürs Kind.
Kritik Nr. 3: Die Bakterien. Es stimmt, dass KS Baby eine andere Darmbesiedlung haben als spontan Geborene, allerdings auch nur in den ersten Wochen. Nach einiger Zeit kann man keine Unterschiede mehr erkennen. Bisher konnte aber in keinster Weise erwiesen werden ob diese andere Darmflora weder gut noch schlecht ist. Vielmehr weiß man, dass über den Geburtskanal viele Krankheiten und eben schlechte Bakterien übertragen werden können. Infektionen oder Krankheiten lassen sich durch einen primären KS vermeiden. Es ist in neueren Studien auch bekannt geworden, dass es keinen kausalen Zuammenhang zwischen Kaiserschnittgeburt und Diabetes, Allergien, Übergewicht und Co. gibt. Kaiserschnittkinder sind genauso gesund wie spontan Geborene auch. Gepl. KS Kinder leiden sogar seltener an Autismus, ADHS, Lernstörungen usw.
Kritik Nr. 4: Kein Baby der Welt hat im Mutterleib Fruchtwasser! Also kann da auch nichts raus gedrückt werden. Sollte dieser Vorgang so wirklich passieren, würden dem Baby die Rippen brechen und sollte aus Komplikationen unter der Geburt Fruchtwasser in die Lungen gelangen, weil das Baby durch Sauerstoffnot anfängt zu atmen, ist dies eine schwerwiegende Komplikation. Das Baby muss sofort geboren werden und häufig beatmet. Eine Aspiration kommt nicht selten vor, allerdings geschieht dies unter dem Verlauf einer natürlichen Entbindung, beim gepl. KS kann dies nicht passieren, da die Versorgung dort nicht unterbrochen wird.
Kritik Nr. 5: KS Kinder sind oft nicht fit? Ist der KS geplant, vor Wehenbeginn, aber nicht eher als 39 SSW haben diese Babys die beste Entbindungsform. Sie haben nicht häufiger Anpassungsstörungen als spontan Geborene Kinder auch. Dafür aber ein geringeres Risiko für Sterblichkeit, Sauerstoffmangel und Folgeschäden, Knochenbrüche, Verletzungen der Nerben, Blutvergiftungen, Hirnblutungen und Infektionen etc. Gepl. KS Kinder sind auch seltener Schreibabys, dies bewies man in einigen Studien die den Stresspegel direkt nach Geburt und 8 Wochen nach Geburt der Kinder misste. Gepl. KS Kinder waren die „gelassensten“ Babys, darauf folgten die sekundären KS Babys, dann die spontan Geborenen und die unruhigsten Babys waren die, die per Saugglocke/Zange zur Welt kamen.
Kritik Nr. 6: Nein, das Baby entscheidet nicht, wann es zur Welt will. Die Geburt ist noch nicht komplett erforscht, man geht aber stark von einem Hormonspiel zwischen Mutter und Kind aus. Wobei der Körper der Mutter die größere Rolle spielt. Nicht umsonst gibt es Frühgeburten oder auch Übertragungen wo das Baby droht zu sterben. Warum werden Mehrlinge häufiger früher geboren? Weil die Gebärmutter auch ein Limit hat. Der Körper der Mutter kann nicht 10linge komplette 40 Wochen austragen, dafür reicht einfach die Energie nicht aus.
Kritik Nr. 7: Mütter fühlen sich vielleicht nach einem nicht gewollten KS schlecht, aber nicht die nach gewollten KS. Diese können auch ohne Probleme Stillen, warum auch nicht? Die Probleme nach sek. KS kommen häufig durch die vorherige versuchte spontan Geburt, sie gehen völlig ausgelaugt in diese Operation und sind anschließend total enttäuscht. Obendrauf werden ihnen solche Probleme auch noch eingeredet – wie soll es da auch anders kommen?
Kritik Nr. 8: Frauen sind nach einem Kaiserschnitt in ihrer Fruchtbarkeit in keinster Weise eingeschränkt. Die werden genauso gut schwanger wie Frauen nach spontan Entbindung auch. Laut recht aktueller Studie haben sogar Frauen nach WKS das geringste Risiko in folgender Schwangerschaft eine Fehlgeburt, Eileiter-SS oder Totgeburt zu erleiden.
Kritik Nr. 9: Frauen nach Kaiserschnitt haben fast gleich hohe Chancen in der zweiten Schwangerschaft vaginal zu entbinden, wie Frauen in erster Schwangerschaft auch. Die Indikation die beim ersten KS bestand, kann sich lediglich beim zweiten wiederholen!
Vielleicht überarbeiten Sie Ihren Artikel nochmal auf Richtigkeit, oder löschen ihn. Ein Kaiserschnitt geplant ist eine super Sache. Es ist sicherer fürs Kind und auch super für den weiblichen Körper.
Ich würde mich eher Fragen warum wir diesen Fortschritt nicht annehmen und immer noch krampfhaft nach Nachteilen des KS suchen!
Knackiger Kommentar von „Jenny“. Danke dafür, Diskussion schadet ja nicht.
Mich würde eine sachliche Antwort von Darja Wagner interessieren.
Ich kann nur aus dem eigenen Umfeld berichten (mehr Allergien etc) und das ist wissenschaftlich betrachtet irrelevant.
3 Dinge möchte ich aber anmerken.
1. Durch die häufigen Kaiserschnitte der letzten Jahrzehnte wird die Kopf- und damit die Gehirngröße des Menschen langfristig wachsen, da Kinder (und deren Mütter) mit überdurchschnittlich großen Köpfen früher häufiger während der Geburt starben.
2. Ein solch tiefer Schnitt durch die Bauchdecke der Frau ist meiner Erfahrung nach immer ein Problem. Muskulatur, Bindegewebe und Haut sind vernarbt, Lymphbahnen sind durchtrennt. Dies würde ich nicht als schonend bezeichnen. Das wirkt sich auch langfristig aus, Kraft, Ansteuerung der Muskulatur und Beweglichkeit können eingeschränkt sein. Das erlebe ich in der Praxis immer wieder.
3. Viele der positiven wie negativen statistischen Auffälligkeiten müssen gar nichts mit KS zu tun haben. ADHS, Lernstörungen etc. korrelieren auch mit anderen Dingen und man muss sich jede Studie sehr sorgfältig ansehen um deren Qualität zu beurteilen. Werden geplante KS nicht eher von älteren, gebildeteren Frauen durchgeführt?