Leihmutterschaft: wie Feministinnen versagt haben
Der folgende Text gehört zu der Serie der Recherchen und Artikel, die in den Monaten vor der Corona Krise entstanden sind. Ich habe mit der Veröffentlichung gezögert, weil ich die Ergebnisse meiner Recherchen von einem gewissen Zeitabstand sehen und bewerten wollte. Lesen Sie in Ruhe.Gern würde ich sagen, teilen Sie diesen Artikel mit allen Menschen, die Ihnen am Herzen liegen. Leider geht es um Themen, über die man in der Öffentlichkeit nicht spricht und deshalb: machen Sie den Mund auf, erzählen Sie davon in Ihrem persönlichem Umkreis. Lassen Sie Ihre Freunde und Bekannte wissen, was hinter geschlossenen Türen in Sachen Leihmutterschaft und reproduktiver Rechte der Frau läuft.
Weltweit legen Frauennetzwerke ihre Aktivitäten zusammen, um die Leihmutterschaft zu bekämpfen.
Denn der Markt der Reproduktion ist längst ein globaler und auch in der Zukunft wird man Probleme nur gemeinsam lösen können. In Frankreich sind z.B, letztes Jahr vor der Verabschiedung vom Embryo-Gesetz Feministinnen auf die Straße gegangen, um sicherzustellen, dass die Leihmutterschaft verboten bleibt.
Sicherlich fragen Sie sich, wie ist die Situation in Deutschland? Wo sind die Frauenproteste ausgeblieben, als letzes Jahr die Leihmutterschaft um ein Haar legalisiert wurde?
Leihmutterschaft wurde um ein Haar eingeführt! Warum haben Feministinnen in Deutschland nicht protestiert?
Genau zu der Zeit (Sommer 2019), als die Politiker in Berlin die Leihmutterschaft auf allen Kanälen forderten, riefen Berliner Feministinnen vom Gen-Ethischen Netzwerk eine Veranstaltung über die reproduktive Bestimmung der Frau zusammen. Also ging ich hin.
Obwohl ich mich noch nie als Feministin verstanden habe – dafür mochte ich die Männer schon immer zu sehr – sind Eingriffe in das Embryo-Gesetz eine radikale Sache und deshalb wollte ich wissen, was ein Frauennetzwerk darüber sagt.
Ich war mir sicher, dass dieses Thema ganz oben auf der Agenda stehen würde – es ging schließlich um die reproduktive Rechte der Frau, und ich wollte mit meiner Webseite Hilfe anbieten.
Leider alles, was ich dort erlebt habe, kann ich nur folgendermaßen zusammenfassen:
Das feministische Kollektiv in Berlin ist tot.
Wie sich schon zu Anfang der Veranstaltung herausstellte, hatten die Feministinnen von nichts eine Ahnung. Während Reproduktionsgesetze im Bundestag massiv aufgelockert wurden, saßen Berliner Feministinnen ganz entspannt in ihren Räumlichkeiten am Schlesischen Tor und schauten sich erstmal eine lange Doku von 2003 an. In dieser Dokumentation spielten sie selbst die Hauptrollen und fantasierten von der Roten Zora (kein Scherz).
Danach wurde über längst vergangene Attacken auf diverse humangenetische Labore berichtet (??!!), an denen sich einige der Damen vor vielen Jahren beteiligt hatten. Ganz besonders waren sie stolz, viel Bürokram aus einem angeblich gefährlichem S1-Labor geraubt zu haben. Dabei verstandensie nicht mal, dass die humangenetischen Labore deutschlandweit von S1 bis S4 eingestuft sind, wobei S1 eigentlich die niedrigste und nicht die höchste Gefahrenstufe darstellt – das weiß ich, weil ich selbst 12 Jahre in diversen Laboren gearbeitet und gelegentlich für die biologische Sicherheit verantwortlich war.
Also, die Feministinnen saßen und erzählten sich Geschichten von vor 20 Jahren. Sogar das Wort „Eugenik“ fiel mindestens ein Dutzend Mal.
Eugenik?! In welcher Welt und welcher Zeit leben die Damen?
Jedenfalls nicht in der Welt, in der die Ahnungslosesten schon kapiert haben, dass die Gefahren in der Reproduktionstechnologie schon längst nicht mehr auf der rechten sondern auf der linken Seite liegen.
Am Ende der langen Veranstaltung, als ich endlich nach Hause gehen wollte, wurde die Legalisierung der Leihmutterschaft und der Eizellspende sowie die Entstehung vom neuen Embryo-Gesetz doch noch am Rande erwähnt – unterbrochen von Fragen derjenigen, die nicht wussten, was das überhaupt ist.
Eine Feministin auf der Bühne, deren Name ich leider vergessen habe (mit dem Mikrofon auf dem Foto oben), hat die Leihmutterschaft als das „Leihgebären“ bezeichnet – ein kleiner, aber wesentlicher Unterschied, weil in dem Prozess tatsächlich keine Mutter geliehen, sondern einem Kind weggenommen wird. Danke dafür.
Mehr ist bei der feministischen Veranstaltung über reproduktive Rechte der Frau nicht passiert.
An dem Abend konnte ich mich mit keiner der feministischen Aktivistinnen identifizieren – sei es als Frau, als Biologin, als Mutter. Und noch etwas kann ich Ihnen versichern: Frauen Power sieht anders aus.
Und sollte sie in Deutschland wieder aufwachen, wird das ganz sicher nicht in linken Kreisen in Berlin passieren.
Feministinnen interessieren sich für Sex und nicht für Babys
Während das Thema Leihmutterschaft Feministinnen weltweit auf die Barrikaden treibt, scheint das Thema hier zu Lande niemanden zu berühren. Eine typische Feministin in Deutschland hat verinnerlicht, Sex von der Reproduktion zu trennen. Alles, was über ihre Vagina hinausgeht, scheint sie zu überfordern.
Außerdem scheint es in meiner neuen Heimat Deutschland üblich, in Sachen Reproduktion Feminismus mit LGBT-Aktivismus gleichzustellen.
In den Medien wird in den Artikeln über Leihmutterschaft gern mit „Freiheit über eigene Körperbestimmung“ argumentiert – übrigens genauso wie bei der Prostitution.
Es gibt auch sonst viele Parallelen zwischen Leihmutterschaft und Prostitution. Ist es wirklich die „freie Wahl“ und „freie Entscheidung“ einer Frau, wenn ihre Familie oder sogar ihr Ehemann sie zur Leihmutterschaft überreden, weil sie vielleicht arbeitslos ist oder wenig Geld verdient?
Weltweit lassen sich Tausende von Frauen aus Not Embryonen von wildfremden Menschen einpflanzen – und nicht aus altruistischer Liebe.
Feministinnen in Deutschland haben sich traditionell keine Gedanken um Babys gemacht. Aber Babys zu vergessen ist ein bisschen viel zu vergessen, liebe Feministinnen.
In Deutschland stehen Feministinnen nicht gegen die reproduktive Ausbeutung der Frau, sondern ziehen bei der Legalisierung der Leihmutterschaft in den ersten Reihen mit; Feminismus wird fast automatisch mit linkem Extremismus und LGBT-Aktivismus gleichgesetzt.
Bei meinen Recherchen konnte ich eine traurige Tendenz in den Medien beobachten: oft werden junge Frauen – Praktikantinnen oder Studentinnen, die außer der Bezeichnung „LGBT-Aktivistinnen“ und „Feministinnen“ keine relevante Ausbildung haben, von ihren Redaktionen als Aushängschilder benutzt, um für die Leihmutterschaft zu werben.
Relevante Beispiele findet man z.B. auf dem Portal Neues-Deutschland und vielen anderen Online-Portalen:
Leihmutterschaft findet längst statt – in Schweden wollen Konservative sie legalisieren Von Birthe Berghöfer, Malmö und Lotte Laloire
Übrigens, nicht einmal der Titel stimmt in dem Artikel von drei jungen Damen – in Schweden ist jede Art von Leihmutterschaft verboten. Schwedische Feministinnen appellieren oft und gern an andere Länder, ein weltweites Verbot gemeinsam durchzusetzen. Aber um das zu wissen, müssen Sie in vertrauensvollen Quellen recherchieren, für die professionelle Journalisten und Experten arbeiten. Hier ist ein solches Beispiel:
All surrogacy is exploitation – the world should follow Sweden’s ban. By Kajsa Ekis Ekman in The Guardian.
Usw. usw.
Die Medien in Deutschland sind zurzeit schwer mit Propaganda vermüllt, wenn es um Äußerungen zum Thema Leihmutterschaft geht. Da jeder heutzutage ein online-Portal betreiben kann, sind dem Wahnsinn keine Grenzen gesetzt.
Zusammenfassung: Reproduktionsmedizin ja; aber wie weit wollen wir gehen?
Also, Feministinnen in Berlin sind noch weit davon entfernt zu begreifen, dass die Gefahren der reproduktiven Technologien schon längst nicht mehr auf der rechten, sondern auf der linken Seite des politischen Spektrums liegen.
Eugenik und Designerbabys haben sich erledigt, gleich nachdem wir gelernt haben, dass körperliche Merkmale nicht von einzelnen Genen bestimmt sind und somit nicht manipuliert werden können, ohne die Gesamtkörperentwicklung in Gefahr zu bringen und Krankheiten wie Krebs zu riskieren. Die meisten Eigenschaften – wie Intelligenz, Temperament usw, werden außerdem durch dutzende und hunderte von Genen beeinflusst.
Damit möchte ich nicht sagen, dass man den rechten bzw. konservativen Politikern in Sachen Reproduktion nicht auf die Finger schauen sollte!! Dennoch liegen die wahren Gefahren in der heutigen Reproduktionsmedizin dort, wo sie zurzeit fast niemand vermutet: unter Linken Denkern, die Fortpflanzung von jedem und um jeden Preis fordern (Stand Juni 2020).
Designerbabys muss kein intelligenter Mensch mehr fürchten, im Gegensatz zur „Familienbildung mit Hilfe Dritter“, mit der die Minderheiten sowie Reichen ihre vermeintlichen Rechte auf Reproduktion verwirklichen.
Heutige Reproduktionsmedizin hat also ein klares Benchmarking-Problem.
Wissen Sie, dass jetzt schon fast täglich in Deutschland Geburtsurkunden anerkannt werden, aus denen die Namen der biologischen Müttern schon vor der Zeugung des Kindes verschwunden sind?Sowie Geburtsurkunden, die gar keine Frauennamen unter Elternteilen beinhalten?
Aus dem zweiten Weltkrieg haben wir gelernt, die Signale des rechten Spektrums zu erkennen und rechtzeitig Grenzen zu ziehen. Aber woran erkennen wir, wenn die Grenzen auf der linken Seite weit überschritten sind?
Welche Instanz kann diese Grenzen für die Gesellschaft ziehen; welche Behörde sie überwachen und verteidigen?